In 14 Tagen von Leon nach Santiago di Compostela

Anreise via Madrid nach Leon

Für die Anreise nach Leon buchte ich einen Flug von Zürich nach Madrid. Ursprünglich wollte ich die direkte Busverbindung vom Flughafen Madrid nach Leon nutzen. Nach erneuter Recherche habe ich mich dann aber für die viel schnellere Zugverbindung ab dem nahegelegenen Bahnhof Chamartin entschieden, welcher mit dem Lokalzug bequem vom Flughafen erreicht werden kann. Anstatt 5 Stunden mit dem Bus erreichte ich mit dem Schnellzug Leon in 2 Stunden, da dieser teilweise mit 300 kmH durch die Felder raste.

Erkundung von Leon

Da ich zwei Nächte in Leon gebucht hatte, blieb mir nach der Ankunft gegen Abend ein weiterer Tag zur Erkundung der Stadt. Neben der schönen Altstadt mit der tollen Kathedrale spazierte ich noch den schattigen Weg am Fluss entlang. Am ersten Abend war das Wetter noch ziemlich bedeckt. Am nächsten Morgen war aber dann tolles Wetter angesagt und ich konnte auf der Piazza auch die Kulinarik im Freien geniessen.

Tag 1: Leon – Villadangos

21 km – 200 m up 135 m down
 

Meine Etappenplanung basierte auf der Planung eines Touranbieters im Internet. Deshalb buchte ich meine erste Nacht im Hotel Avendia III in Villadangos. 

Am Morgen wanderte ich bei kühlen 8 Grad los. Immer schön den gelben Pfeilen nach führte der Weg zuerst durch die Vororte und die Industrie von Leon. Nach nicht ganz zwei Stunden erreichte ich nach einem kurzen Aufstieg Virgen del Camino wo ich eine Pause einlegte.

Kurz nach 13:00h bin ich in Villadangos del Paramo angekommen. Mein Hotel Avenida III ist an einer Strassenkreuzung und scheint mit dem dazugehörigen Hostel eine Absteige für Lastwagenfahrer zu sein. Der zweite Teil des Weges führte mehrheitlich einer Schnellstrasse entlang und bot keine landschaflichen Reize.

 

Tag 2: Villadangos – Astorga

28 km – 253 m up 280 m down

Der heutige Tag war mit 28 Km anspruchsvoll. Die erste Hälfte führte wieder nur der Schnellstrasse entlang. Danach führte der Weg durch weite Felder mit kurzen schweisstreibenden Anstiegen. Nach meiner Ankunft im schönen Astorga nahm ich eine kurze Dusche bevor ich mir ein kühles Bier auf der Piazza gönnte. Das Nachtessen in Astorga buchte ich in meiner Herberge um Kontakt zu den anderen Gästen knüpfen zu können.

Tag 3: Astorga – Rabanal del Camino

20 km – 330 m up 49 m down

Die heutige Strecke nach Rabanal war mit 20 km angenehm in der Länge. Da das Wetter wieder wolkenlos war, wurde es am Nachmittag ohne Schatten etwas anstrengend. Auf dem Weg hatte ich eine angenehme Unterhaltung mit dem jungen deutschen Jakob (konnte ich mir auf dem Jakobsweg gut merken 😉 und später noch einen kurzen Kafipausenschwatz mit Chiara, einer italienischen Musikstudentin.

Die letzte Stunde lief ich dann ohne weiteren Kontakte zu meinem Hotel La Candela welches kurz ausserhalb von Rabanal lag.

Tag 4: Rabanal del Camino – Molinaseca 

25 km – 507 m up 1067 m down

Erneut wanderte ich bei perfektem Wetter los. Mein Ziel heute war das 25 km entfernte Molinaseco. Auf einem schönen Weg lief ich nach der Kafipause zum Cruz de Ferro hoch. Dieser Pilgerort ist mit 1500 m ü.M. der höchste Punkt auf diesem Weg.

Anschliessend wurde der Weg schmal und felsig. Es passte ganz gut dass ich auf dem Weg keine weiteren Bekanntschaften schliessen konnte. Entweder war ich auf den Geröllhalden alleine am Fluchen oder musste mich stark konzentrieren um nicht umzuknicken.

In El Acebo machte ich am Mittag noch ein Lunchstop bevor ich die letzten 10km in Angriff nahm. Ich wich für eine kurze Zeit auf die teilweise parallel führende Strasse aus um den Geröllauf- und Abstiegen zu entkommen. Leider wechselte ich aber zu früh auf den Pilgerweg zurück.

Gegen 15:30h erreichte ich dann Molinaseca.

Tag 5: Molinaseca – Cacabelos

23 km – 399 m up 454 m down

Nachdem mich Gestern die Geröllhalden fast zum Verzweifeln gebracht haben, waren die 23 km nach Cacabelos auf flachen Wegen oder Strassen easy peasy. Einzig die Hitze von über 30 Grad ohne Schatten machten die letzte Stunde etwas anstrengend.

Die ganze Strecke lief ich alleine. Vor dem Einchecken hatte ich dann noch ein Aperitif mit Linda aus Deutschland. Mein Tapas Nachtessen genoss ich spontan mit Dan und Kim aus Californien, welche ich in einem Restaurant in Leon kennen lernte und schon zwei mal in der selben Unterkunft nächtigten.

Tag 6: Cacabelos – Vega del Valcarce

25 km – 448 m up 307 m down

Um die kühlen Morgenstunden zu nutzen, startete ich bereits um 07:15h. Nach etwa 1 1/2 Stunden hatte ich einen ersten Kafihalt in Villafranca del Bierco. Wie üblich waren vor allem die Koreaner so früh unterwegs. Aber nach dem ersten Stopp war ich über weite Strecken völlig alleine auf der Strasse unterwegs. Um 11:00h legte ich eine längere Rast in Trabadelo ein. 

Kurz vor Ende hatte ich eine längere Lunchpause mit Linda, bevor ich die letzte halbe Stunde bei heissem Wetter das Tal nach Vega del Valcarce hoch lief. Mein Hotelzimmer im La Rocas hat einen schönen Ausblick auf den Rio del Valcarce und eine idyllische Terrasse lud zum Verweilen ein.

 

Tag 7: Vega del Valcarce – O Cebreiro 

12 km – 678 m up 63 m down

Dieser Tag war mit 12 km bewusst kurz gewählt, galt es doch den steilen Aufstieg nach Cebreiro zu bewältigen. 

Zuerst waren auch wieder die Koreaner meine Weggefährten. Später traf ich bei den Pausen wieder meine Bekanntschaften der letzten zwei Tage für ein Schwatz bei Kuchen und Kaffee. 

Der Aufstieg war weniger schlimm als es die diversen Beschreibungen vermuten liessen und der Ausblick auf die Landschaft war die Mühe wert. Bei schönem Wetter genoss ich gegen Mittag einen leichten Lunch.

 

Tag 8: O Cebreiro – Triacastela

21 km – 396 m up 1018 m down

Heute galt es die Höhe vom Vortag wieder zu „vernichten“. Nach dem kurzen steilen Anstieg von gestern lief ich heute zuerst noch auf und ab dem Berggrat entlang bevor es dann für etwa 10 km nur noch bergab ging. Aber zum Glück waren es mehrheitlich gut ausgebaute Wege und keine Geröllhalden.

Um den Knien immer wieder etwas Erholung zu gönnen, legte ich mehr Pausen als üblich ein. Dabei lernte ich unter anderem Stefan aus Berlin kennen. Später freundete ich mich im Restaurant noch mit einer Holländergruppe an, welche mich mit Ihrem straffen Marschplan morgen bereits wieder „abhängen“ werden.

Das Wetter war wieder perfekt. Der Hochnebel schützte mich in tieferen Lagen vor der starken Sonne. und ich erreichte die schöne Albergo Altrio in Triacastela gegen 13:30h. Diese Etappe war für mich, zusammen mit dem Vortag, die landschaftlich reizvollste Strecke.

Tag 9: Triacastela – Sarria

26 km – 692 m up 914 m down

Für die Wanderung nach Sarria standen zwei Varianten zur Verfügung, welche als Kurz und Anspruchsvoll sowie Lang und Einfach beschrieben wurden. Ich habe mich für die einfache Tour über 26 km entschieden da ich befürchtete die 7km kürzere Tour führt wieder über die von mir gehassten Geröllhalden.

Um 07:00 lief ich zuerst der Strasse entlang Richtung Samos. In Samos, welches bekannt für sein Kloster ist, habe ich dann ausgiebig gefrühstückt. Auch heute machte ich regelmässige Pausen, bei welchen ich immer wieder mit anderen Pilgern ins Gespräch kam.

Tag 10: Sarria – Portomarin

23 km – 521 m up 583 m down

Zu Beginn war das Wetter wieder freundliche aber schon bald waren dunkle Wolken zu sehen und ein stürmischer Wind kündigte Regen an.

Zum Glück erreichte ich nach 5 Minuten im Regenschutz erreichte ein Restaurant und konnte den starken Regenfall unter einem grossen Sonnenschirm bei einem Lunch im trockenen aussitzen. Am Abend traf ich mich dann mit Linda auf ein nettes Tapas Dinner.

Tag 11: Portomarin – Palais de Rei

25 km – 636 m up 459 m down

Ich startete kurz vor 7 Uhr die 25 km lange Etappe nach Palas de Rei. Der Weinkonsum vom Vorabend machte mir zum Glück nicht zu schaffen und ich erreichte nach 90 Minuten das 8km entfernte Gonzar, wo ich eine Frühstückpause einlegte und so einem ersten kurzen Regenguss entkam.

Wie schon am Morgen fing es an zu regnen sobald ich für eine Lunchpause im Schutz des Restaurants war. Beim Essen setzte ich mich zu Milos, mit welchem ich am Vortag eine Stunde zusammen gelaufen bin.

Anschliessend konnte ich frisch gestärkt die letzten 5 km in Angriff nehmen und erreichte heute ohne Nass zu werden meine Herberge kurz nach halb zwei.

Tag 12: Palais de Rei – Arzua

29 km – 621 m up 803 m down

Heute lief ich die 29 km lange Etappe von Palas de Rei nach Arzua. Die Strecke führten über kleine Strassen oder gut ausgebaute Waldwege. Ich startete kurz vor 7 Uhr bei leichtem Nieselregen. Mein Frühstück hatte ich wie gewohnt nach etwa einer Stunde.

Nach einem weiteren Kafistopp traf ich auf Martin und Bettina. Zusammen mit Linda hatten wir gestern in einer lokalen Bar ein weiteres gemeinsames Dinner.

Ich lief mit den Zweien bis nach Melide wo wir uns gegen 10:30 zur Halbzeitstärkung etwas Pulpo gönnten. Linda kam später auch noch dazu da sie nur 20 Minuten hinter uns war

Gegen 12:00 starteten wir zur zweiten Hälfte. Zusammen liefen wir bis zur Unterkunft von Linda, welche heute nur bis Boente lief. Die letzten 1 1/2 Stunden lief ich dann alleine und erreichte nach einer kurzen Bierpause meine Unterkunft gegen 15:30h. 

Tag 13: Arzua – O Pedrouzo

18 km – 330 m up 439 m down

Der heutige Tag war mehrheitlich verregnet. Am Anfang reichte noch meine leichte Regenjacke, da auch die Bäume im Wald ein Teil des Regens abhielten. Aber der Regen und Wind wurde zunehmend intensiver, so dass ich für die letzten zwei Stunden meinen Poncho anziehen musste. Die letzte Stunde wurden dann auch meine Schuhe undicht. 

Auf der Suche nach was Essbarem am Nachmittag in Pedrouzo, entdeckte ich das „Taste the Way“. Der Laden hatte eine gute Auswahl an Gerichten und Delikatessen sowie tollen Wein im Offenausschank. Zuerst waren wir nur zwei Gäste. Mit dem einen Amerikaner kam ich schnell ins Gespräch. Bald gesellte sich noch ein US Ehepaar mit Ihrem Sohn zu uns.

Später kamen noch einige junge Hiker dazu, welche ich teilweise in den letzten Tage kennenlernte. Nach 20:00 waren alle Plätze besetzt und aus einem öden verregneten Nachmittag in einem „halbtoten“ Kaff wurde ein toller kommunikativer Abend und ich verhängte schlussendlich von 16:00 bis 22:00 in diesem tollen Restaurant.  

Tag 14: O Pedrouzo – Santiago de Compostela 

19 km – 404 m up 433 m down

Nach dem tollen Vorabend musste ich heute nur noch 19 km bis nach Santiago laufen.

Zum Glück konnte ich meine Schuhe am Vorabend mit dem Föhn in meinem Hotelzimmer genügend trocknen, so dass ich auch die letzte Etappe mit trockenen Füssen und ohne Blasen absolvieren konnte.

Beim ersten Stopp traf ich erneut auf Linda und lief die gesamte restliche Strecke mit Ihrer Gesellschaft. Abgesehen von der grauen Decke bot die Strecke auch sonst keine landschaftlichen Reize welche ich fotografisch festhalten wollte.

Es war sehr schön viele Bekannte von den letzten Tagen der Wanderung nochmals beim durchstreifen der Altstadt zu treffen. Am Abend hatte ich dann nochmals ein Dinner mit Linda, Martin und Bettina.

Es war ein schöner Abschluss in einem Santiago, welches verglichen mit meiner Wanderung September 2021 von weniger Touristen belagert war. Auch wenn die zwei letzten Tage wettermässig eher „verpisst“ waren, hatte ich auch dieses Mal das Glück mehrheitlich in angenehmen Wetter zu wandern.