Appalachian Trail –  Shenandoah National Park

1. Tag

Am Freitag 11. September legte ich die erste Etappe im Shenandoah National Park zurück. Von Front Royal musste ich zuerst wieder Höhe gewinnen und dementsprechend war es am Anfang steinig und steil. Schon bald wurde der Weg aber angenehm so wie ich mir das für den Shenandoah erhofft hatte. Am Schluss noch eine kurze Steigung und ich war um 15.00h am Tagesziel „Gravel Spring Hut“. Das Wetter war eher kuehl (ca 18 Grad) aber zum Laufen ideal. Zum Dinner gab es dann Cheese Makaroni aus der Tüte. Da die meisten Hiker längere Etappen laufen, kommen sie üblicherweise erst nach 18.00h in die Shelters. Aber als ich auch um 19.30h noch alleine da war, präparierte ich meinen Bearbag und verkroch mich beim Eindunkeln in mein Zelt.

2. Tag

Am Samstag machte ich mich wie üblich ca um 08.00h auf den Weg. Da ich nie wusste ob das Wetter heiss wird habe ich mir angewöhnt am morgen möglichst viele Kilometer zurückzulegen. Ich war zuversichtlich im kommenden Shelter zumindest Wochenendhiker anzutreffen. So gegen 16.00h kam ich im Shelter „Pass Mountain Hut“ an. Kurz vor dem Shelter konnte ich dann als nette Bettlektuere noch eine Bärenwarnung lesen (siehe Foto). Als sich abzeichnete dass ich auch diese Nacht alleine im Wald verbringen würde, hatte ich ein Motivationstief. Aufgrund der Bärenwarnung entschloss ich mich auch auf das Kochen zu verzichten und ass kalte Snacks.

3. Tag

Bei Sonnenaufgang kurz vor sieben Uhr, packte ich meine Sachen zusammen und ass kurz ein Snickers und spülte das ganze mit einem halbem Liter Wasser runter. Ich gewöhnte mir an am morgen möglichst viel zu trinken. So konnte ich die ersten 2 Stunden problemlos ohne Wasser auskommen und musste nicht so viel Reserve schleppen. Nun wollte ich möglichst schnell aus der „Problemzone“ raus. Kaum auf dem Pfad entdeckte ich vor mir tatsächlich einen grossen Bären. Er lief in einer Entfernung von etwa 150 Meter gemütlich in die gleiche Richtung wie ich.

Obwohl ich froh war dass mir der Bär nicht entgegen kam war die Situation auch unangenehm. Ich musste ja jetzt quasi  dem Bär hinterher laufen. Ich wartete ca 2 bis 3 Minuten bevor ich meine Wanderung langsam fortsetzte. Die nächsten paar Minuten sah für mich jeder dunkle Baumstumpf nach einem wartenden Bären aus. Ich wusste ja nicht ob und wo sich der Bär in den Wald verdrückt hat. Nach etwa 1 1/2 Meilen kreuzte der Trail die Strasse und es war auch eine Rangerstation vorhanden. Ab diesem Punkt fühlte ich mich wieder sicherer.

Der restliche Weg zur Skyland lodge war dann plötzlich wieder anstrengend und steinig so dass ich am Abend froh war dass ich am Vorabend telefonisch 2 Naechte gebucht habe. Nachdem ich den Halbfinal von Roger Federer schaute besuchte ich am Abend das Restaurant und genoss Pasta  mit Kobe Beef. Zum Dessert gab es eine fantastische Blue Berry Ice Cream.

4. Tag

Zero Day in der Skyland Lodge. An diesem Tag war nur Rumhängen und Erholung angesagt. Mail checken und Blogupdates waren meine einzigen „Anstrengungen“. Am Abend schaute ich natürlich den US Open Final an und ging dann wieder für ein feines Dinner ins Restaurant (Vegeterian Pasta mit Shrimp)

5. Tag

Am Dienstag setzte ich meine neu geplante Route fort. Ich hatte mich ja entschieden den Hike nach dem Shenandoah Park in Waynesboro zu beenden. Dadurch konnte ich problemlos kürzere Tagesetappen planen und versuchte, wenn immer möglich, in Zeltplätzen zu übernachten. Diesen Abend war der Zeltplatz von Big Meadows mein Ziel. Ich musste nur knappe 8 Meilen bei herrlichem Wetter auf easy Terrain wandern. Beim Lunchbreak in einem Shelter hatte ich dann noch eine interessante Unterhaltung mit einem Ex FBI Mann. Ich war jetzt quasi im Herzstück vom Shenandoah Nationalpark, weshalb hier auch viele Tageswanderer anzutreffen waren. Obwohl ich nur „Zeltplatzkunde“ war, machte ich natürlich Gebrauch vom Ressortrestaurant und genehmigte mir zum Dinner einen Burger und ein kühles Bier.

6. Tag

Für die nächste Übernachtung hatte ich mir den Lewis Mtn Campground ausgesucht. Der Weg war easy und das Wetter wieder eher auf der kühlen Seite. Der Campground war nicht sehr bevölkert und ein Restaurant hatte es auch nicht. Aber besser hier 15 Dollar zahlen als alleine im Shelter als Bärenköder rumzuliegen. Neben mir hat ein junges schwedisches Couple sein Hilleberg-Zelt aufgeschlagen. Die zwei planen in einem Jahr ganz Amerika inkl. Alaska mit dem Rad zu Umfahren.

Am Abend wurde es dann ungemütlich kühl und es begann zu regnen. Wir verzogen uns alle relativ rasch in unsere warmen Schlafsäcke. Ach ja vorher gab es für mich noch eine Portion Ramen Noodles.

7. Tag

Für heute hatte ich mir den Ort Elkton als Ziel ausgesucht. Ich musste bis zum Swift Run Gap marschieren und dort per Hitchhike ins Dorf gelangen.  Der Marsch dauerte nur etwa  7 Meilen. Kurz nachdem ich den Daumen raushielt hat mich ein Local ins Dorf gefahren.  Ich war somit bereits am Mittag in einem Hotelzimmer und konnte mein Zelt zum trocknen auslegen. Da das Motel etwas ausserhalb des Dorfes war, musste ich für den Lunch noch eine knappe Meile laufen. Aber dass nahm ich doch für eine Pizza gerne in kauf.

8. Tag

An diesem Morgen musste ich meinen Daumen ca 20 Minuten raushalten, bis mich Andrej ein junger Russe, welcher seit 10 Jahren hier lebt, zum Trail zurückfuhr. Da der nächste Zeltplatz ca 20 Meilen entfernt war, entschloss ich mich anstatt auf dem Trail den grossen Teil der Strecke auf dem Skylanddrive zurückzulegen. So hatte ich keine Probleme mit Geröllhalden und konnte auch den einen oder anderen Hügel vermeiden.

Die Strategie hat sich gelohnt. Ich konnte viel schneller laufen und erreichte den Zeltplatz bereits um 16.00h. Das Wetter war freundlich aber kühl. Gegen den späteren Abend kamen dann viele Wochenendtouristen an und der Campplatz war gut gefüllt. Da die Plätze aber sehr grosszügig und auf Privacy angelegt waren, kam ich praktisch mit keinen anderen ins Gespräch. Ich musste eh früh schlafen gehen, da ich mich entschlossen hatte die verbleibenden 25 Meilen am nächsten Tag zurückzulegen um nicht nochmals alleine in einem Shelter zu nächtigen.

9. Tag

Wie geplant war ich um 0700h bereit zum Abmarsch und hatte bereits alles gepackt und gefrühstückt. Wie am Vortag lief ich hauptsächlich auf der Strasse. Da der Weg jetzt meistens leicht abwärts ging, konnte ich wieder ein gutes Tempo erreichen und erreichte um ca 1630h Rock Fish Gap, den südlichen Eingang zum Shenandoah Park. Vom Parkranger lies ich mir die Telefonnummer eines localen Taxiunternehmens geben.

Es dauerte nur einige Minuten bis mich das Taxi aus Waynesboro abholte und mich ins Motel fuhr.  Ich hatte es geschafft und trotz der verkürzten Route doch noch ca 160 Meilen (ca 257 km) zu Fuss zurückgelegt. Davon verliefen etwas über 100 Meilen durch den Shenandoah Park. Die nächste drei Tag werde ich im Super 8 Motel in Waynesboro verbringen, bevor ich meine weiteren Ferien geniesse.